Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz sind kein neues Phänomen, doch ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Laut dem DAK-Psychreport 2021 haben Fehltage aufgrund psychischer Belastungen einen Höchststand erreicht – seit 2010 stiegen diese um über 56 %, und im Jahr 2020 entfielen 264,6 Fehltage je 100 Versicherte auf psychische Erkrankungen. Dieser Anstieg zeigt, dass Stress, Depressionen und Burnout immer häufiger Gründe für Arbeitsunfähigkeiten sind und somit eine ernsthafte Herausforderung für Unternehmen darstellen.

Warum nehmen psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu?
Psychische Belastungen entstehen durch eine Vielzahl von Stressoren, die häufig in der Arbeitswelt auftreten. Dazu zählen ständige Unterbrechungen, Multitasking, Arbeiten unter großem Zeitdruck oder Lärm sowie mangelnde soziale Unterstützung oder ständige Kritik. Diese Stressoren erhöhen die psychische Beanspruchung der Mitarbeitenden, insbesondere wenn gleichzeitig schützende Ressourcen fehlen. Zu den wichtigen Ressourcen zählen Handlungsspielräume bei der Arbeit, Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen, Anerkennung und die Fähigkeit, eigene Grenzen zu setzen.
Wenn sich Stressoren und Ressourcen nicht die Waage halten, kommt es zu einer Überlastung, die zu Erschöpfung oder psychischen Erkrankungen führen kann. Beschäftigte und Betriebe können präventiv oder in akuten Stresssituationen an beiden Aspekten ansetzen: Stressoren abbauen und Ressourcen stärken (BGW, 2023).

Welche Folgen hat das für Arbeitnehmer und Arbeitgeber?
Für Arbeitnehmer können erste Anzeichen Nervosität, Gereiztheit oder Konzentrationsprobleme sein. Im weiteren Verlauf treten häufig Schlafstörungen, Erschöpfung und psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Bluthochdruck auf. Langfristig erhöhen diese Belastungen das Risiko für ernsthafte psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout. Auch das Privatleben leidet oft, da Betroffene sich emotional zurückziehen oder Konflikte in Beziehungen entstehen.
Für Arbeitgeber haben diese Entwicklungen ebenfalls spürbare Folgen. Häufige Krankmeldungen, reduzierte Arbeitsleistung und eine geringere Motivation im Team wirken sich negativ auf die Produktivität aus. Zudem steigt die Fluktuation, da Mitarbeiter, die sich überfordert oder unwohl fühlen, häufiger kündigen. Ein negatives Betriebsklima und das Risiko von Konflikten innerhalb der Belegschaft verschärfen die Situation zusätzlich. Diese Faktoren führen nicht nur zu höheren Kosten, sondern gefährden langfristig auch das Ansehen des Unternehmens.
Was können Unternehmen tun?
Um die Auswirkungen psychischer Belastungen zu reduzieren, müssen Unternehmen gezielt handeln und ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen. Der Arbeitsschutz ist dabei essenziell, insbesondere durch die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung, die auch psychische Belastungen berücksichtigen muss.
- Belastungen erkennen und gezielt handeln:
Unternehmen sollten regelmäßige Analysen durchführen, um psychische Belastungsfaktoren wie hohen Zeitdruck, unklare Aufgaben oder mangelnde Unterstützung zu identifizieren. Mit konkreten Maßnahmen, etwa der Optimierung von Arbeitsabläufen und klarer Aufgabenverteilung, können Belastungen effektiv reduziert werden. - Führungskräfte sensibilisieren:
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle. Durch Schulungen in Stressmanagement und gesundem Führungsverhalten können sie frühzeitig Überlastung erkennen und ein unterstützendes Arbeitsklima fördern. Eine wertschätzende Kommunikation wirkt präventiv und stärkt die Mitarbeitenden. - Offene Kommunikation und Unterstützung fördern:
Ein Arbeitsumfeld, in dem über psychische Belastungen gesprochen werden kann, ist essenziell. Mitarbeitende sollten ermutigt werden, Probleme anzusprechen, ohne negative Konsequenzen zu befürchten. Unterstützungsangebote wie Programme zur Stressbewältigung oder betriebliche Gesundheitsförderung sind ebenfalls hilfreich.
Mit diesen Maßnahmen schützen Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und profitieren gleichzeitig von höherer Produktivität, geringeren Fehlzeiten und einem verbesserten Betriebsklima. Ein achtsames und gesundes Arbeitsumfeld zahlt sich langfristig für alle Beteiligten aus.
Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren möchten oder eine individuelle Beratung wünschen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Wir unterstützen Sie gerne dabei, die Gesundheit und Sicherheit in Ihrem Unternehmen zu fördern und nachhaltig weiterzuentwickeln.
